Dagmar Mezricky
Meine Bilder wollen nicht statisch werden, im Gegenteil: Sie sollen durch die verborgene Dynamik verschiedensten Deutungen die Ambivalenz der Gefühle und Erlebnisse bestätigen, letztendlich die Ambivalenz des Lebens selbst, sein Verfließen zwischen dem Anfang und seinem Enden...
Der Träger dieser oft widersprüchlichen Zustande und Vorgänge ist für mich die Frau, der Frauenakt, der Körper der in seiner Nacktheit, den Einflüssen der äußeren Kräfte ausgesetzt ist, welche in den Empfindungen die sie hervorrufen die Seele reflektiert und erlebt.
Es sind Stimmungen in denen es keine Übereinstimmung gibt, ironische, profane, geheimnisvolle, solche, die in eine Richtung weisen und auch verwirren.
Fast immer ist dieses Symbol der von der Welt angesprochenen, attackierten, herausgeforderten, manchmal auch gepeinigten Seele, von Symbolen der Natur umgeben, welche die Grundlage, Bedingung und Quelle des menschlichen Seins bilden.
Ich verstehe diese Beziehung auch als Glaubenserfahrung, denn für mich ist in den natürlichen Existenzen auch immer ihr Schöpfer anwesend.
Das Erleben aller Botschaften der Welt ist für mich gleichzeitig ein Gespräch mit ihm.
Dieses Gespräch führt aber nicht zu einer Übereinstimmung, deshalb kann man in der Ausstrahlung der Akte eine nie erfüllte Sehnsucht herausspüren.
Diese Sehnsucht ist sicher auch deshalb unstillbar, weil es zwischen der schneeweißen Unbeflecktheit zu Beginn des Lebens - dem Bewusstsein und der Wahrnehmung des Lebens als Ganzem, die Erfahrung gibt, die der ursprünglichen Reinheit ihre Unverfälschtheit nimmt.
Die Sehnsucht ist somit auch eine Herausforderung an sich selbst den Weg zum Ursprung zu finden...
Die Kunst des Aquarells steht im Mittelpunkt des Schaffens der österreichischen Malerin Dagmar Mezricky.
Bei ihren Arbeiten spürt man die vielfältige Erfahrung mit diesem Medium.
Bei den Aquarellen und den vom Stein gedruckten Lithographien die zu Recht als Künstlergraphiken bezeichnet werden dürfen, weil Dagmar Mezricky selbst auf den Stein zeichnet — wirkt das Verhältnis zwischen Figuration und Raum als entscheidendes Spannungselement.
Farben und Figuration setzt sie sehr bewusst ein, so dass der Eindruck der unbestimmbaren Weite, aus der heraus sich die gemalten Szenen entwickeln, spürbar wird.
Die Figuren, Zeichen, Symbole und Farben scheinen sich aus dem Nichts für einen kurzen Augenblick herauszuwinden und vor den Augen des Betrachters in voller Schönheit zu erblühen, bevor sie — allzu rasch — wieder vergehen werden.
Dagmar Mezrickys Werke sind somit Metaphern für das reale Leben, das ebenfalls im Fluss der Zeit stattfindet.
Der Mensch sollte sich stets dieser Zeitlichkeit bewusst bleiben und sein Leben danach einrichten. Mehr als 80 Einzel— und 28 Gruppenausstellungen in Österreich, Großbritannien, USA, der Schweiz, Liechtenstein, Holland und Deutschland achten Dagmar Mezricky weit über die Grenzen ihrer zweiten Heimat hinaus bekannt.Werk befinden sich in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen, darunter auch im NÖ Landesmuseum und in der Albertina Wien.
ART-PROF IL 6/2001 — D